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Minister Karl-Josef Laumann und MdL Andrea Stullich im Austausch mit Ausbildern und Schule

Einen intensiven Einstieg in die Woche hatten die Teilnehmenden des Austauschs zur „Aachener Erklärung“, die am 04.09.2023 in die Lernwerkstatt 4.0 des Berufskollegs Rheine des Kreises Steinfurt aufgebrochen waren. Eingeladen hatte Heiner Hoffschroer von der Wirtschaftsvereinigung für den Kreis Steinfurt WVS, Schulleiter Benedikt Karrasch stellte dafür gerne die Räumlichkeiten zur Verfügung und leitete mit zahlreichen Impulsen durch die Veranstaltung. Diese war hochrangig besetzt, angeführt durch den NRW-Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales Karl-Josef Laumann und MdL Andrea Stullich, die als Landtagsabgeordnete für die CDU den Kreis Steinfurt vertritt. Die einführenden Worte von beiden führten die „Aachener Erklärung“ aus dem Jahre 2022 aus, die eine stärkere Fokussierung der Anstrengungen im Bereich der Bildung auf Beruf und Ausbildung fordert. Laumann, der sich selbst auch als „Lehrlingsminister“ bezeichnete, erläuterte mit Zahlen die aktuellen Entwicklungen und wies auch darauf hin, dass die Anstrengungen zur Stärkung betrieblicher Ausbildung erste Früchte trügen und zusätzlich mit etwa 17.000 schulischen Ausbildungsstellen im Bereich der Pflege faktisch vieles auf die Verbesserung der Fachkräfte-Situation hinweise. Gleichzeitig seien aber auch die gegenwärtigen Probleme bekannt, Laumann verwies auf ein Einstiegsalter in die Ausbildung von 21,5 Jahren in NRW (Bayern: 19 Jahre), Andrea Stullich beschrieb ihre Eindrücke, dass viele Unternehmen Probleme hätten, sich überhaupt bei Ausbildungs-Kandidaten bemerkbar zu machen. Kluge und authentische Kampagnen in den sozialen Medien seien dafür ein guter Anfang, trotzdem merke man ganz deutlich, dass viele noch nicht „beide Welten nach der Schule kennen“, wie es der Arbeitsminister formulierte: Studium oder eine Lehre.

Die anschließende Suche nach Ursachen und Lösungen entfachte eine vielschichtige Diskussion zwischen Ausbildern, Lehrenden und auch einigen Schülern des Berufskollegs, die ebenfalls am Tisch Platz genommen hatten. Mehrere Seiten äußerten den Eindruck, dass in zahlreichen Familien Alternativen neben dem Abitur kaum noch eine relevante und bewusste Option seien. Hilfestellungen wie das Berufsfindungsprogramm, das Stephan Steingröver von Lernen fördern anführte, wurden als wichtig und nützlich, aber allein nicht ausreichend dargestellt. Maja Hufschmidt (Bauzeichnerin), Simon Heeke und Noah Bomers als Schüler des Beruflichen Gymnasiums führten die Notwendigkeit aus, bereits in der Mittelstufe über Praktika, AGs und Gespräche mit Ausbildern Orientierung zu bieten und Anlaufstellen für die Fachkräfte der nächsten Generation zu schaffen. Auch Ausbilder, etwa von Windmöller & Hölscher (Lengerich) oder Beermann (Riesenbeck) deuteten die Anstrengungen für die Suche nach geeignetem Personal an, einige der Akteure schmiedeten nach Veranstaltungsende bereits weiter an neuen Kooperationen. Vorher griff Benedikt Karrasch in seinem Schlusswort neben den bekannten Problemen noch einmal deutlich die Potentiale auf, die aktuell genutzt werden: Am Berufskolleg seien mit der Lernwerkstatt 4.0 und dem ARTandTECH.space verschiedene Möglichkeiten erfolgreich umgesetzt worden, die früh und fächerübergreifend Neugierde wecken und die Tür zur Arbeitswelt aufstoßen. Neben dem Problembewusstsein habe die Veranstaltung auch spannende Ideen für die nächsten Entwicklungsschritte geboten.