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Du betrachtest gerade Was macht eigentlich… (Teil 1): Erik Frey, Abi 2021 (Elektrotechnik)

Unsere neue Serie fasst die Ehemaligen in den Blick: Welcher Weg wurde beschritten? Welche Erfahrungen nahm man vom Berufskolleg mit? Wie blickt man heute auf das Berufskolleg zurück?
Für Teil 1 unserer Serie haben wir uns mit Erik Frey getroffen, der nach dem Abitur ins Badische ging, aktuell wieder in Rheine arbeitet und noch viele Pläne für die Zukunft im Köcher hat.

BKR: Hallo Erik! Schön, dass Du Dir die Zeit genommen hast. Die erste Frage fällt schon mit der Tür ins Haus: Warum bist Du eigentlich damals zum Berufskolleg gekommen? Weißt Du das noch?

Erik Frey: Ich war auf einer Maker Faire – das ist das, wo sich das Projektlabor regelmäßig zeigt. Genau da habe ich das Projektlabor gesehen und mir gedacht, da muss man doch einfach einmal vorbeikommen. Dann bin ich zum Infotag gegangen, habe dort mit meinen Freunden auch wieder Leute aus dem Projektlabor getroffen und die haben uns mitgenommen und rumgeführt. Da haben wir ganz schnell gesagt: „OK, das machen wir!“

Ich wollte unbedingt in den technischen Bereich und hatte an anderen Schulen keine Leistungskurse gefunden, die mir gelegen hätten. Da kam die Kombination aus E-Technik und Mathematik genau richtig.

BKR: Hattest Du denn vorher schon Erfahrungen im Bereich Elektrotechnik gesammelt?

Erik Frey: Im Bereich Elektrotechnik? Sehr wenig! Mein Opa hatte mal ein paar Schaltungen gebastelt, das habe ich zwischendurch einmal gesehen, aber viel mehr auch nicht.

BKR: Also bist Du eigentlich bei Null angefangen?

Erik Frey: Mit hohem Interesse, aber wenig Vorkenntnissen.

BKR: Aber das hat gut funktioniert?

Erik Frey: Das hat so gut funktioniert, dass ich das im Anschluss auch noch studiert habe. Ich bin dafür nach Karlsruhe an das KIT gegangen, das Karlsruher Institut für Technologie. Das ist eine Technische Universität. Was viele verwechseln: Diese Hochschule ist eine vollwertige Universität, es wird intensiv geforscht und ist eines der größten Zentren in Deutschland in diesem Bereich. Eine sehr große und renommierte Uni, die durch den Zusammenschluss mit dem ehemaligen Kernforschungszentrum Karlsruhe größere Bedeutung erlangte. Ich wollte gerne etwas weiter weg von der Heimat, meine Eltern hatten das ähnlich gemacht. Neben den üblichen Uni-Rankings nach amerikanischem Vorbild habe ich mir auch viele Rezensionen von Studierenden durchgelesen und bin dadurch auf Karlsruhe gekommen. Die Stadt ist nicht deutlich größer als etwa Münster, aber schön gelegen mit der Nähe ins Badische, ins Elsass, in die Pfalz und mit Anschluss an einige spannende Städte im Umfeld – in Stuttgart etwa ist man in weniger als einer Stunde. Nun habe ich vorerst mit meinem Bachelor, also dem ersten Studienabschluss die Universität verlassen.

BKR: Was sind nun die neuen Pläne?

Erik Frey: Ich habe während des Studiums bereits mit einem Freund ein Projekt entwickelt, das möchten wir jetzt erst einmal hier in Rheine im ARTandTECH.space weiterbringen und ausgründen in eine Firma. Die Anträge dafür laufen und dann rechnen wir mit einem Jahr Zeit, um das Projekt so weit zu bringen, dass es eigenständig laufen kann. Entweder das klappt, oder ich mache doch noch meinen Master, dann auch wieder in Karlsruhe.

BKR: Worum wird es in dem Projekt gehen, lässt sich das schon sagen?

Erik Frey: Es geht im Grunde um die Digitalisierung von Baustellen: Baustellen werden moderner, es lassen sich Zutrittskontrollen auf der Baustelle installieren, um Schwarzarbeit und Diebstahl zu verhindern. Auf der Baustelle werden dazu Bautüren und Zutritte installiert, die sich bei Annäherung eines Transponders oder auch eines konfigurierten Handys öffnen.
Jetzt muss erst die Technik entwickelt und abgestimmt werden, anschließend geht es auch in einem Bulli zu den Firmen, um das Produkt vorzustellen und zu erklären. Das wird auf jeden Fall sehr spannend.

BKR: Wie hat Dich Dein Weg nun wieder an das ARTandTECH.space geführt? Wie sieht die Unterstützung aus?

Erik Frey: Material, Austausch, die Örtlichkeit. Wir haben ein kleines Büro erhalten, das wir nutzen dürfen. Demnächst wird unser Weg aber auch wieder nach Karlsruhe führen, wo wir das bestehende Gründungsnetzwerk nutzen können. Dort sind viele Start-Ups, viele Gründer sind unterwegs, so dass man sich über die Entwicklung, Marketing, Pitches und alles andere aus dem Bereich austauscht. Wenn wir aber mal wieder etwas Größeres zusammenzimmern müssen, kommen wir bestimmt wieder hierher und zimmern das hier zusammen (lacht).

BKR: Du warst doch vorher auch bei Jugend forscht aktiv.

Erik Frey: Das stimmt, das habe ich alle drei Abiturjahre lang gemacht. Das erste Jahr, darüber sage ich immer: „Darüber sprechen wir lieber nicht.“ Aber danach hat es viel besser geklappt und auch Preise und Erfahrungen eingebracht, vor allem hat es Spaß gemacht. Beim letzten Wettbewerb habe wir dann für die Präsentation beim Landeswettbewerb die ganze Nacht durchgearbeitet – keine gute Idee für die Vorstellung des Projekts, wie ich inzwischen weiß.
Das letzte Forschungsprojekt war MATHILDA, ein Detonationsrohr, mit dem man Forschung für neuartige Detonations-Triebwerke betreiben kann und die Durchlässigkeit verschiedener Materialien darstellen kann.

BKR: Das spannende am Projekt war doch die Kooperation zwischen Elektrotechnik und Maschinenbau, richtig?

Erik Frey: Genau richtig, und mein Maschinenbau-Kollege von damals, Sven Hübner, studiert mittlerweile auch in Karlsruhe, allerdings Physik. Wir haben erst zusammen im Wohnheim gewohnt, inzwischen treffen wir uns mal zum Kochen, sporadisch.

BKR: Letzte Frage unserer neuen Rubrik: Gibt es irgendetwas, was Du den aktuellen Schülern empfehlen kannst?

Erik Frey: Ich habe viel Zeit im Projektlabor verbracht und würde das empfehlen, ich verstehe aber auch, dass das nicht alle aus der Klasse so gemacht haben. Für mich war der Gang zum Berufskolleg aber auf alle Fälle genau richtig. Obwohl die Lehrer eine gewisse Lockerheit ausstrahlen, lernt man sehr viel. Inzwischen weiß ich: Man braucht sich nicht vor Leuten mit einem „Baden-Württemberg- oder Bayern-Abi“ verstecken. Am Berufskolleg lernt man sehr viel sehr cool, und es gibt einige Themen in der Mathematik, da haben wir den anderen eine Nasenlänge voraus. Und meine Abneigung gegenüber der zweiten Fremdsprache bereue ich sehr. Ich habe im Studium viele Spanisch sprechende Leute kennengelernt, da hätte sich mal Vokabeln zu lernen gelohnt. Meine Lehrerin muss ich aber in Schutz nehmen, die hat ihr Bestes gegeben und mir auch immer gesagt, dass ich das bereuen werde, ich wollte aber nicht hören.

BKR: Vielen Dank für das Interview und weiterhin viel Erfolg.