
Nachfolgend drei Rezensionen von Schülerinnen:
Ein Besuch im Theater ist immer ein besonderes Erlebnis von Tabea Richter
So auch der Besuch in dem Theater Münster am 20.03.2025 mit unseren Literatur-Kurs. Im Theater haben wir uns die Theateraufführung „Ein deutsches Mädchen“ angesehen.
Es erzählt die Geschichte von Heidi, die in eine rechtsextreme Familie hineingeboren wird. Schon in ihrer Kindheit war sie von nationalsozialistischem Gedankengut umgeben, und sie hatte ständig Angst vor einem Krieg. Heidi wird früh Teil von rechten Strukturen und tritt der NPD bei, wo sie sich an gewalttätigen Aktionen beteiligt. Die Schauspieler der Aufführung, drei Stück an der Zahl, haben die Geschehnisse realitätsgetreu dargestellt. Bei Gewaltaktionen wurde Fake-Blut benutzt, um die ausgeübte Gewalt und die Folgen davon authentisch zu vermitteln. Dazu wurden echte Fackeln mit Feuer verwendet, um rechte Traditionen zu zeigen. Mit der Zeit erkennt Heidi immer mehr Widersprüche zwischen der extremistischen Ideologie und der Realität. Sie verlässt schließlich mutig ihre Kameraden und wagt einen Neuanfang. Das Theaterstück wurde mit emotionaler Tiefe auf die Bühne gebracht. Besonders beeindruckend waren die kreativen 3D-Soundeinlagen, die das Publikum zum Nachdenken gebracht haben. Es wurden Erfahrungen von Rassismus und Sexismus mit 3D-Effekt gespielt, so dass es den Anschein gemacht hat, dass diese Erlebnisse aus dem Publikum kommen. Auch die eingesetzten Feuereffekte verstärkten die Dramatik. Die persönliche Einführung vor Beginn des Stücks schuf eine vertraute, offene Atmosphäre und stimmte das Publikum sensibel auf die Thematik ein. Meine Kritik hält sich in Grenzen, aber dennoch hat mich während der Aufführung eine Kleinigkeit gestört. Die drei Schauspieler haben die Rolle von mehreren Figuren übernommen, wodurch es zwischendurch schwer nachvollziehbar war, welche Person gerade spielt. Doch diese Stilart hat dem Theaterstück etwas Besonderes verleihen, wodurch das Stück sehr gelungen ist.
Insgesamt war der Abend ein spannendes Erlebnis und eine kraftvolle Darstellung eines schwierigen Themas, die lange nachwirkt, gerade weil sie zeigt, wie real und aktuell rechte Strukturen auch heute noch sind. Diese Aufführung öffnet die Augen, regt zum Reflektieren an und bleibt dennoch unbequem, da das Thema komplex ist.
Ich kann einen Theaterbesuch auf jeden Fall empfehlen!
„Ein deutsches Mädchen“ – Theater zwischen Ideologie und Identität von Finya Susse
Das Theaterstück „Ein deutsches Mädchen“ basiert auf dem gleichnamigen Buch von Heidi Benneckenstein und wurde in einer eindrucksvollen Inszenierung aufgeführt. Es erzählt die wahre Geschichte eines Mädchens, das in eine rechtsextreme Familie hineingeboren wird und den Weg aus der Nazi-Szene herausfindet: „Unschuldig schuldig, in die rechte Ecke hineingeboren, hineingezwängt, hineingeschoben, aber eben doch: ein Nazi“
Die Hauptfigur Heidrun „Heidi“ Benneckenstein wächst in einem Umfeld auf, das von nationalsozialistischer Ideologie geprägt ist. In Heidis Familie nennt man Handys Handtelefone und Polen darf als „illegal besetztes Gebiet“ nicht besucht werden, denn Heidis Vater ist ein Nazi. Die schüchterne Heidi wächst zwischen rechten Feriencamps, der ständigen Angst vor Krieg und militärischem Drill auf. Als Teenagerin verehrt sie Adolf Hitler, tritt in die NPD ein und wird zwischen Saufgelagen und Nazikonzerten gewalttätig. Sie stellt jedoch immer mehr Widersprüche fest. Hin- und hergerissen zwischen der Ideologie, mit der sie aufgewachsen ist, und der vor ihr liegenden viel komplexeren Welt, entscheidet Heidi im Alter von 20 Jahren, dass sie raus aus der Szene will.
Die Inszenierung warf das Publikum ohne Vorwarnung mitten ins Geschehen, mit einer wilden, rockigen Musikperformance zum Thema Antifa begann das Stück überraschend laut und direkt. Danach wurde es, im Kontrast dazu, ruhiger und man hat mehr über Heidis Kindheit erfahren, wie sie aufwuchs und was sie erlebte. Das minimalistische Bühnenbild brachte die triste, bedrückende Stimmung, auch in Heidi selbst, sehr gut rüber. Es gab nur zwei Schauspielerinnen, die alle Figuren verkörpert haben, sowohl die junge und die ältere Heide als auch andere Nebenfiguren wie Kameraden aus der Neonazi-Szene oder Heidis Mutter. An manchen Stellen war dieser schnelle, ständige Rollentausch etwas irreführend, jedoch konnte man es meistens gut nachvollziehen.
Heidis Nazi-Vater und auch ihre Nazi-Kameraden wurde etwas stereotypisch dargestellt, zwar war es so inhaltlich auch für ein jüngeres Publikum verständlich, jedoch wurde so auch teils die Komplexität von diesem schwierigen Thema etwas reduziert.
Trotz alledem ist „Ein deutsches Mädchen“ ein wichtiges, einzigartiges Theaterstück. Es zeigt extremistische Denkweisen und Ideologien und wie sie von der Kindheit an wirken können, aber auch wie schwer und gefährlich es ist bzw. sein kann, aus solch einer Szene rauszukommen. Das Stück regt zum Nachdenken in Hinsicht auf den auch heute noch für zu viele spannenden Nationalsozialismus und Extremismus an.
Die leise Stimme der Umkehr von Mira Imming
Das Theaterstück „Ein deutsches Mädchen“ hat seinen Ursprung im Buch „Ein deutsches Mädchen: Mein Leben in einer Neonazi-Familie“, geschrieben von Heidi Benneckenstein. Es beschäftigt sich mit einem Thema, mit dem sich die Gesellschaft heute nur ungern auseinandersetzen möchte: das Aufwachsen in einer rechtsextremen Szene und der Weg hinaus.
Das Theaterstück handelt von dem deutschen Mädchen Heidi, das in einer rechtsextremen Szene aufgewachsen ist. Von klein auf wird ihm die Ideologie von ihrem Umfeld vermittelt und es ist ein Teil dieser Gemeinschaft. Heidi fühlt sich in der rechtsextremen Szene wohl und lebt sie komplett aus. Allerdings nur bis zu einem bestimmten Zeitpunkt – denn je älter sie wird, desto mehr erkennt sie, dass ‚ihre Leute‘ sich selbst zunehmend schlecht verhalten. Gleichzeitig merkt sie, dass jene Menschen, die sie bisher verachtet hat, in Wirklichkeit freundlich, respektvoll und mitfühlend sind. Dadurch merkt sie, dass sie nicht mehr die Gedanken der Rechtsextremen teilt und entscheidet sich für den Ausstieg aus der Szene. Dieser große Schritt ist mit Angst, Unsicherheit und Isolation verbunden, denn das bedeutet, sich von ihrer Familie abzuwenden, ihren Freundeskreis zu verlassen und sich selbst zu finden. Besonders gut an dem Theaterstück hat mir gefallen, dass es zwischen der erzählerischen Rückblende und Gegenwart wechselt und es dadurch einfach eine gewisse Spannung erzeugt. Außerdem ist die Bühne sehr minimalistisch und einfach gehalten, wie die Welt, in der das Mädchen lebt. Zudem wird ihre Geschichte nicht verschönert dargestellt, sondern einzig und allein mit der harten Realität, dadurch wirkt es glaubwürdiger und veranschaulicht die Wichtigkeit dieses Themas. Die Projektionen, Tonaufnahmen und Lichteffekte sorgen für eine lebhafte Bühne, sodass es dem Publikum schwerfällt wegzusehen.
Allerdings gibt es einen Punkt, der mir nicht so gefallen hat, und zwar der Einstieg in das Geschehen beziehungsweise das Ende, denn ich war dort ein wenig perplex. Meiner Meinung nach hätte das rausgelassen werden können oder an einer anderen Stelle eingesetzt werden müssen, wo es passt.
Im Allgemeinen kann gesagt werden, dass das Theaterstück „Ein deutsches Mädchen“ ein sehr gelungenes Stück ist, da es das Publikum zum Nachdenken anregt und es zwingt, sich mit diesem Thema auseinander zu setzen. Allerdings sollte man sich das Theaterstück erst ansehen, wenn man schon etwas über die rechtsextreme Szene weiß, also nicht ohne irgendwelche Kenntnisse oder Vorahnungen hineingehen. Deshalb würde ich es denjenigen weiterempfehlen, die sich zum Beispiel in der Schule schon mit diesem Thema auseinandergesetzt haben.