Berufliches Gymnasium mit dem Schwerpunkt Literatur und Sprache (D25 Gestaltung)
Möchtest du objektive Berichterstattung statt fake news? Bewegst du dich gerne in der medialen Welt und träumst von einem Leben als Journalistin oder Journalist?
Oder möchtest du in die Weiten der Kultur eintauchen?
Dann ist der Schwerpunkt Literatur und Sprache mit den Leistungskursen Deutsch und Englisch das Richtige für dich!
Seit mehr als 20 Jahren besteht das Berufliche Gymnasium am Berufskolleg Rheine und nun möchten wir mit dem neuen Bildungsgang Literatur und Sprache unsere Vielfalt erweitern. Ziel ist es, neben dem Erwerb der Allgemeinen Hochschulreife Kenntnisse in den Bereichen Literatur, Buch- und Verlagswesen, Sprache, Gestaltung, Theater/Film, Kultur-und Veranstaltungsbetriebe zu erlangen.
Wenn du Interesse hast und diesen spannenden Bildungsgang kennenlernen möchtest, dann informiere dich unter www.berufskolleg-rheine.de oder 05971-899190. Komm auch gerne zu unserem Informations- und Beratungstag im November.
Wir freuen uns auf dich am Berufskolleg Rheine!
Kostprobe gefällig?
Etwas Wortkunst
Die Texte sind erste Aufwärmübungen aus dem Differenzierungskurs Literatur (Jahrgangsstufe 12):
Eine Würfelgeschichte von Melissa
Als wir ankamen, war es bereits vollbracht: Die Tür der kleinen Wohnung des Hochhauses stand weit offen und die Blutlache der 33-jährigen weitete sich auf dem schwarz gepunkteten Teppich aus. Der Anblick war schaurig und meine Miene verfinsterte sich. Doch viel treffender war er für ihren geliebten Martin, ihre Affäre, dessen Ruf als Zahnarzt nun vielleicht ruiniert wurde. Im Schlafzimmer konnte die starke Auseinandersetzung, die sie und Antonio, ihr Ehemann, zuvor hatten, festgestellt werden. Ein komplettes Chaos herrschte in diesem eigentlich gemütlichen Raum. Mittendrin lag die Landkarte. Ein kleines Detail, welches von Außen betrachtet keine wichtige Bedeutung haben könnte. Jedoch reichte es, um einen geliebten Menschen aus dem Leben zu reißen, einen Menschen, der keinen Sinn mehr in einer Beziehung sah und dessen Entscheidung und Freiheit man nicht anerkennen wollte. Und so entstand eine Tragödie.
[Die Aufgabe hinter dem Text: Aus verschiedenen Möglichkeiten wurden die Merkmale der Geschichte mit Würfeln entschieden. 5 – 6 – 5 bedeutete „Die Person wohnt in einem Hochhaus“ „Eine Landkarte taucht auf“ und „Die Person ist in einen Zahnarzt verliebt“]
Noch eine Würfelgeschichte
Hubert wohnte in einer kleinen Wohnung im 35. Stock eines hohen Hochhauses. Von seinem Fenster aus konnte er die ganze Stadt sehen, besonders jetzt, wo die Lichter bei der Dunkelheit langsam angingen. Es war ein ruhiger Herbstabend.
Vor ihm auf dem Tisch lag eine alte Landkarte. Sie war schon ziemlich zerknittert und die Linien darauf waren schwer zu erkennen. Diese Karte war anders als alle anderen, die er je gesehen hatte. Sie zeigte keine bekannten Orte oder Länder, sondern war voll von seltsamen Zeichen und Wegen. Hubert liebte Landkarten seit seiner Kindheit. Als er diese Karte vor Jahren in einem alten Buchladen gefunden hatte, wusste er sofort, dass sie etwas Besonderes war. Immer wieder hatte er sie angeschaut, fasziniert von ihren geheimnisvollen Linien.
Als Hubert nun mit einem Stift eine der Linien auf der Karte nachzeichnete, passierte etwas Merkwürdiges. Die Wände seiner Wohnung begannen zu verschwimmen, das Licht flackerte, und plötzlich spürte er, wie er selbst in die Karte hineingezogen wurde. Auf einmal stand er in einer fremden, wunderschönen Welt. Um ihn herum weite Wiesen und am Horizont sah er hohe Berge. Ein schmaler Weg führte durch diese Landschaft und Hubert fühlte, dass er ihm folgen sollte. Er ging stundenlang, vielleicht auch tagelang, die Zeit schien hier anders zu vergehen. Immer wieder schaute er auf die Karte, die ihm den Weg zeigte. Sie veränderte sich ständig, offenbarte neue Wege und Orte, die er erkunden konnte.
Schließlich kam Hubert zu einer alten Brücke, die über eine tiefe Schlucht führte. Auf der anderen Seite sah er ein großes Tor, in das Worte eingraviert waren: „Die Reise endet, wo sie begann.“ Ohne nachzudenken, ging er durch das Tor. Plötzlich fand er sich wieder in seiner Wohnung im Hochhaus. Alles sah so aus wie vorher, nur die Karte war verschwunden. Stattdessen lag ein altes Buch auf dem Tisch. Auf der ersten Seite stand: „Für Hubert, der den Mut hatte, den Weg zu gehen.“ Hubert lächelte, denn er wusste, dass dies nur der Anfang seiner Abenteuer war.
[Die Aufgabe hinter dem Text: Aus verschiedenen Möglichkeiten wurden die Merkmale der Geschichte mit Würfeln entschieden. 5 – 6 – 4 bedeutete „Die Person wohnt in einem Hochhaus“ „Eine Landkarte taucht auf“ und „Mein zweiter Name ist Hubert“]
Und noch eine Würfelgeschichte von Samuel Rittinghaus
Da steht er. Er steht dort vor der Tür seines Geliebten. Ein Blüm‘lein in der Hand. Eine weiße Lilie. Wieso grade eine dieser, fragen Sie sich sicher. Doch dies kann nur er selbst wissen. So ganz weiß er das vermutlich auch nicht. So unfassbar aufgeregt und doch so unglaublich dumm.
Überwinden wir die Schwelle. Seh’n wir da ihn, im Sess’le. Eine leere, spektakulär verzierte Glaskaraffe. Leer. Er ahnt doch schon so lang. Es regnet in seinem Raum. Die Tropfen fließen sanft über seine Wange und fallen an ihrem Ende bitter tief herab.
Wir hören Klopfen.
Der Regen zieht ein wenig und die frisch feuchte Luft ergreift seine Hand und zieht ihn zur verschlossenen Tür.
Öffnet.
Dann schwindet das Licht. Es beginnt zu Gewittern. Die Tropfen fließen wieder, nun stärker. So allein. So einsam.
Er ahnt es doch schon so lang.
Er ist gezogen, hat gekämpft, gesündigt, ist gestorben.
Die vertrocknete Lilie, eine bis zuletzt aufgeschobene Melodie voller Schreie, der bitteren Reue und des unendlichen Lichts von da oben.
[Die Aufgabe hinter dem Text: Aus verschiedenen Möglichkeiten wurden die Merkmale der Geschichte mit Würfeln entschieden. 5 – 4 – 3 bedeutete „Die Person wohnt in einem Hochhaus“ „Blumen tauchen auf“ und „Ich habe vor, Soldat zu werden“]
vergessen
Ich weiß nicht, was ich tun soll, und ich weiß nicht, wohin. Ich habe vergessen, wer ich bin und wo ich hinmuss. Ich weiß nicht, wie lange ich unterwegs bin, nicht an mir, kein Handy, kein Essen, Trinken, keine Landkarte. Vor mir nur eine unendliche Straße, am Ende der Straße ein Schild. Ich spüre meine Beine langsam aufgeben, mein Körper spricht mit mir, er will mir sagen, dass es Zeit ist, eine Pause einzulegen. Aber ich gebe nicht auf, ich fokussiere mich auf mein Ziel. Ein Schild mitten auf der Straße, mitten im Nirgendwo.
Angekommen, schaue ich drauf. „Hubert“. Ein Schild mit dem Namen „Hubert“. Direkt dahinter ein Bauernhof. Ich laufe rein und erkenne die ersten Tiere. Schafe, Schweine und darunter eine schwarze Katze. Meine Katze. Ist das mein Bauernhof, und ist das mein Zweitname?
Weitere Schritte hinein, stehe ich vor einer grünen Tür und plötzlich merke ich, dass ich vergessen habe, Brot zu kaufen. Durch die Tür hindurch entdecke ich die Landkarte, welche mich zum lokalen Laden bringen sollte und wieder zurück zu meinem Zweitnamen „Hubert“.
[Die Aufgabe hinter dem Text: Aus verschiedenen Möglichkeiten wurden die Merkmale der Geschichte mit Würfeln entschieden. 4 – 6 – 4 bedeutete „Die Person wohnt auf einem Bauernhof“ „Eine Landkarte taucht auf“ und „Mein zweiter Name ist Hubert“]
Literatur transformieren – nach einem Text von Franz Kafka
Ein Morgen graut, mein Leib erwacht,
Gefangen in der Hülle fest.
Kein Mensch mehr, der mich fassbar macht,
Ich spüre, wie du mich verlässt.
Die Beine schwer, mein Rücken krumm,
Ein Panzer trägt mein tiefes Leid.
Ein Flüstern, das jetzt zu mir summt,
Bin fern von mir, so weit.
Ihre Blicke stechend, kalt und klar,
Entfremdet habt Ihr mich verbannt.
Ich spüre, was einst Liebe war.
Jetzt stehe ich da, bin unbekannt.
Im Schatten meiner eignen Welt,
Die Worte fehlen, stumm mein Herz.
Ich bin, was mir nicht mehr gefällt,
Ein Käfer nur, mit stummem Schmerz.[Die Aufgabe hinter dem Text: Literatur aus einer Gattung (z. B. Epik) in eine andere (z. B. Lyrik) zu ‚übersetzen‘. Welcher Text von Kafka hier verwandelt wurde, darf der Leser selbst herausfinden.]
Ein Tondokument
Aus etwas Lyrischem (ein Gedicht der Münsteranerin Annette von Droste-Hülshoff) wurde etwas Dramatisches (ein Hörspiel) geformt: