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Berufskolleg Rheine des Kreises Steinfurt entlässt 140 Absolventinnen und Absolventen

Festlicher konnte der Nachmittag nicht sein, an dem 140 Abiturientinnen und Abiturienten vom Beruflichen Gymnasium entlassen wurden, nachdem sie die Allgemeine Hochschulreife am Berufskolleg Rheine des Kreises Steinfurt erreicht haben. Zum ersten Mal seit 2019 machte den Auftakt wieder ein Gottesdienst, den Schülerinnen und Schüler des Jahrgangs mit ihren Religionslehrern Carolin Kipp und Sebastian Richter vorbereitet haben. Gedanken zum Thema „Unsere Zukunft in unseren Händen“ zeigten einerseits das Selbstbewusstsein der „Macher“, wie Pastorin Britta Meyhoff anmerkte, andererseits aber auch das Bewusstsein für die Verantwortung, der Welt gestaltend zu begegnen, wie Diakon Peter Siefen ergänzte.

Auch die anschließende Feierstunde in der Stadthalle bot dem Anlass einen festlichen Rahmen, hier rückte dann aber das Jahrgangsmotto „Abicetamol – die Schmerzen haben ein Ende“ in den Mittelpunkt. Diana Nordlohne und Anke Kreke-Fels wunderten sich als Leiterinnen des Beruflichen Gymnasiums, wie Schule überhaupt als „Ort des Schmerzes“ aufgefasst werden konnte, auch der
einsetzende Abschiedsschmerz konnte wohl kaum Anlass des Mottos gewesen sein. Allerdings freuten sie sich deutlich, dass die „ambulante Behandlung“ nun auch erfolgreich beendet werde und den „Patientinnen und Patienten Nebenwirkungen von Mathe und Deutsch“ erspart werden könnten. Schulleiter Benedikt Karrasch blickte mit den Augen des britischen Autors Edgar Allan Poe
auf das Motto, der einmal „Schmerz als Bürgschaft im unterentwickelten Dasein auf das Jenseits“ beschrieb. Dieses finstere Bild mochte Karrasch trotz trauriger Nachrichten in den Medien nicht stehen lassen, und so blickte er noch auf weitere Einlassungen Allan Poes, die alle Erfahrungen nur durch Vergleiche erfahrbar beschrieben: „Niemals leiden heißt niemals glücklich sein.“ So erklärten
sich auch die glücklichen Gesichter in der Feierstunde, die aus der Arbeit und den „Leiden“ der letzten drei Jahre resultieren.

Diesen Aspekt hob auch die stellvertretende Landrätin Gisela Köster hervor, die den Blick auf die besonderen Voraussetzungen der Pandemie lenkte. Dass die Schwierigkeiten von den Absolventinnen, Eltern und Lehrerinnen erfolgreich aufgenommen wurden, veranlasste sie zu besonderem Dank als Vertreterin des Schulträgers. Der Erfolg zeige, wie gut Hilfsnetzwerke auf allen
Ebenen funktioniert hätten. Glücklich zeigten sich auch Julie Gawryluk, Lisa Schneider und Leonard Tegeder als Vertreterinnen des Abiturjahrgangs, die als „ehemalige Patienten“ auf eine ereignisreiche Zeit zurückblickten: erste „Therapiesitzungen“ bei den Kennenlerntagen am Alfsee, eine Stufenfahrt, die auch die letzten unbekannten Gesichter zu einem Team werden ließ und Lehrerinnen, die auch einmal Schmerzen mit dem Jahrgang ertragen mussten. Am Ende stehe aber vor allem der Stolz, etwas Großartiges zu Ende gebracht zu haben.

Begleitet wurde die Veranstaltung von der Lehrerband, die nach vielen Absagen in früheren Jahren zum ersten Mal den Weg auf die Bühne der Abifeier gefunden und somit ausgedrückt habe, was für ein besonderer Jahrgang entlassen worden sei. Der zweite Act war Mama Jaju, die Schülerband des Jahrgangs unter der Leitung von Manuel Zekorn, die zwischen hinreißenden Duetten („Schallow“)
und energievollen Hymnen („Don’t you (forget about me)“) den passenden Ton für die Veranstaltung traf und die Bandpremiere mit beeindruckender Qualität meisterte.

Vor der Zeugnisvergabe wurden noch die Klassenbesten Jannes Gremme (Bautechnik), Jannik Schriever (Elektrotechnik), Selina Schmidt (Gesundheit 1), Cecilia Karki (Gesundheit 2), Philip Lohaus (Maschinenbautechnik), Emmi Durschlag (Erziehung 1), Lisa Schneider (Erziehung 2) und Leonie Reckers (Ernährung) von Gisela Köster und Benedikt Karrasch geehrt.

Außerdem wurden Selina Schmidt, Cecilia Karki und Patricia Bauer ausgezeichnet, die den Karl-Frisch-Preis vom Verband Biologie, Biowissenschaften und Biomedizin erhalten haben.

Der Abiball rundet die Feierlichkeiten am Freitag ab.